Wertigkeit, diene Zeit und die sogenannte Care -Arbeit

Der Zusammenhang von Wertigkeit Deiner Zeit und der sogenannten Care Arbeit

Es ist nachgewiesen, dass Frauen mehr Hausarbeit & Co übernehmen als Männer. Macht nach einem Blick in die Geschichte auch Sinn – hier war der Mann der Versorger und Alleinverdiener der Familie. Doch das ändert sich mit den nachfolgenden Generationen weiter und weiter und trotzdem hängen wir bei dem ein oder anderen traditionellem Rollenbild fest… Was ist Care Arbeit und warum fördert sie nicht gerade die Gleichberechtigung.

 

Ist meine Zeit weniger Wert als deine? Keine Frage, es gibt, je nachdem welches Modell man für sich und seine Familie oder Partnerschaft gewählt hat, wundervolle Hausmänner und auch wundervolle Hausfrauen. Die Care Arbeit, welche sämtliche Arbeiten im Haushalt und Garten, die Pflege und Betreuung von Kindern und Erwachsenen sowie ehrenamtliches Engagement und unbezahlte Hilfe für andere Haushalte umfasst, lastest mehr auf den Schultern der Frauen als die der Männer. Genau genommen sind es 54,4 % mehr Zeit, die die Frau mit diesen Tätigkeiten beschäftigt ist als ein Mann (2019, Bundesministerium für Familie Senioren Frauen und Jugend). So leisten Männer pro Tag im Durchschnitt 2 Stunden und 46 Minuten unbezahlte Sorgearbeit und Frauen 4 Stunden und 13 Minuten.

 

Stellen wir uns jetzt noch das Szenario vor, welches 2020 durch Corona eingetroffen ist –Kindertagesstätten und Schulen schließen temporär. Natürlich ist es eine Ausnahmesituation aber hier lastet dann wieder ein großer Teil dieser Care Arbeit auf den Schultern der Frauen. Häufig höre ich Sätze wie „Naja, das ist doch nicht so viel und letztendlich ist es doch auch schön zu Hause zu bleiben“. Keine Frage! Sicherlich ist es schön auch mit den Kindern zu sein und sich um all das zu kümmern – wenn es allerdings zu Überforderung führt und einfach auch keine Kapazität lässt, für einen selbst, um sich auch Zeit für sich selbst zu nehmen, dann geht das definitiv in die falsche Richtung. Zu kochen, einzukaufen, die Kinder zum Sportverein zu fahren, Kindergeburtstage organisieren oder noch Geschenke kaufen, Arzttermine wahrnehmen … das summiert sich unheimlich. 

 

Hierzu gab es mal einen Familienvater, der sich ausgerechnet hat was ihn seine Ehefrau Zuhause pro Jahr kosten würde – sprich alle ihre Tätigkeiten in Dienstleistungen umgerechnet: eine Köchin, eine Haushaltshilfe, eine Personal Shopperin, eine Kinderbetreuerin, eine Fahrerin für die Familie, eine Organisatorin für Events und Veranstaltungen und und und – seine Zusammenfassung das könnte er sich beim besten Willen nicht leisten. Ein toller Wake Up, wie wertvoll und auch gewertschätzt all diese Arbeit gesellschaftlich sein sollte! 

 

Ich denke, wenn wir selbst bei uns anfangen und unsere Zeit wertschätzen und auch so behandeln, dann wird die Wertschätzung von außen, der Gesellschaft und anderen folgen. Ich habe das Gefühl, dass viele glauben, dass es so zu sein hat und sie selbst relativ wenig daran ändern können. Ist dann irgendwie unbequem und gefährdet den Hausfrieden. Gut so – so entsteht Veränderung und Entwicklung.

Ich denke wichtig ist hier vorab zu sagen, dass ich hier weniger von den Familien Modellen spreche, die langjährig genauso funktionieren, weil der Mann der Hauptversorger was das Finanzielle angeht ist und demnach dann die Frau mehr zu Hause an Tätigkeiten übernimmt. Obwohl auch hier die Frage ist, ist diese Frau denn trotzdem unabhängig? Könnte sie morgen gehen – wird die unbezahlte Tätigkeit beispielsweise zuhause durch ihren Mann, der davon auch profitiert durch eine Ausgleichszahlung ausgeglichen?

 

Der Beitrag beziehungsweise die Fragestellung richtet sich an alle, die ihn lesen wollen und vor allem an junge Frauen, die vielleicht in ihrer ersten gemeinsamen Wohnung mit Partner wohnen. Aber genauso auch an Frauen die etwas ändern wollen, weil sie freie Entscheidungen treffen wollen. Lasst uns nicht den Part übernehmen, weil es jetzt gerade so am sinnvollsten ist, sondern lasst uns auch darüber nachdenken, welche Konsequenzen diese Entscheidungen für unser Leben später haben wird. Lasst uns aktiv mitentscheiden, welches Modell wohl das Richtige ist. Denn einmal in dem „ich trete kürzer – Modell weil ich gerade weniger verdiene als Du“ lässt es sich nicht mehr so schnell aufholen. Versteht mich nicht falsch, alle die das genauso wollen, sollen das bitte auch tun. Die Frauen-Finanzberaterin Helma Sick sagte in einer NDR Show einmal, Frauen können machen was sie wollen, nur sollten sie auch die Folgen kennen.

 

An später denken und die eigenen Unabhängigkeit groß schreiben ist mein Credo…es gibt sicherlich auch Möglichkeiten kürzer zu treten und in diesem Zeitalter tolle Jobs online zu machen – die es erlauben erfolgreich im Job und mit der Family zu sein… das ist noch einmal ein eigenes Thema und wird auch Zeit in Deutschland!

 

Wenn man sich die Zahlen anschaut, ist der größte Unterschied also die größte Care Gap bei den 34-Jährigen (In dieser Altersgruppe beträgt der Gender Care Gap 110,6 Prozent. Frauen verbringen täglich durchschnittlich fünf Stunden und 18 Minuten mit Care-Arbeit, Männer dagegen nur zwei Stunden und 31 Minuten, 2019, Bundesministerium für Familie Senioren Frauen und Jugend). Wenn ich an das Alter denke, dann denke ich an lebensentscheidende Jahre, was die berufliche Laufbahn angeht und auch an Kinder und Familienplanung. Besonders in dieser Zeit leisten Frauen 110,6 % mehr Care Arbeit als Männer. Zeit in der sie nicht in sich investieren, keine Dinge tun, die ihre Stellung unabhängig von Familie oder Mann verbessern. In dieser Zeit, in der alles andere geregelt wird, ist keine Zeit um zu lesen, zu entspannen, Geld zu verdienen, Sport zu treiben… und auch oft nur noch Zeit für einen Teilzeitjob. Teilzeitjob heißt weniger Rente. Überwiegend Frauen arbeiten in Teilzeitjobs. Sie kümmert sich hier auch um seine Kinder, seine Eltern, seinen Haushalt, sein Essen und seine Wäsche…sollte sich jemand fragen wo denn genau das Problem sei. Genau weil sich jemand um diese Menschen kümmert und diese Tätigkeiten übernimmt, der oftmals nicht dafür bezahlt wird, kann jemand anderes diese straffen beruflichen Pläne verfolgen die er eben verfolgt. Meist Männer. Mein Appell lautet sicherlich nicht, dass jetzt die Männer bitte all diese Arbeiten übernehmen, damit Frauen durchstarten können oder ähnliches. Sondern mein Appell lautet, dass diese Arbeiten so verteilt werden sollten, dass die Gemeinschaft davon profitiert und auch alle persönlich davon profitieren können. Also eben nur die Hälfte der Last auf einem selbst liegt. Denn im Großen und Ganzen trägt das sicherlich zu harmonischeren Familienleben, glücklicheren Kindern und Ehen, energiereicheren Partnerschaften und einer glücklicheren Gesellschaft bei.

 

Also wenn es nun abends aus Gewohnheit heißt „was gibt es heute Abend zu Essen?“ Dann ist die Antwort:  „Keine Ahnung, kochst du heute, koche ich, wechseln wir uns ab oder kochen wir heute zusammen?“ Wie ist unsere Regelung und ist meine Zeit weniger Wert- denn die Zeit die ich koche, die könnte ich persönlich auch an meinem Blog schreiben, die könnte jemand anderes aber auch in andere Projekte für die Arbeit oder Recherche investieren. In der Zeit, in der Du kochst, kann Dein Partner lernen und in welcher Form auch immer in seine Zukunft investieren oder einfach entspannen – auch wichtig. Diese Tätigkeiten sollte sich abwechseln bzw. ausgleichen (durch ein finanzielles Ausgleichsmodell z.B.) denn jeder ist gleichviel am Gemeinwohl beteiligt, und mein Geschlecht definiert doch nicht wieviel ich vom Haushalt zu übernehmen habe. Das war vielleicht vor 1977 so, als Frauen ohne Erlaubnis ihres Mannes nicht arbeiten durften – aber das liegt ja glücklicherweise hinter uns. Damit auch die alten Rollenbilder und die ehelichen Pflichten einer Frau. Oder etwa nicht?

Das war die Frage die ich mir gestellt habe und meine Gedanken dazu. Lasst uns unsere Zeit selbst planen und bestimmen, wie wir sie verwenden wollen. Lasst uns an das Gemeinwohl und auch an unsere eigenen Bedürfnisse denken. Diese stehen nicht irgendwo zum Schluss, wenn vielleicht noch Platz ist, sondern sie sind genauso Priorität oder sollten auch genauso Priorität sein wie eben die Anderen, die Familie oder die Bedürfnisse von Anderen. 

»Ich hatte einen Lebenspartner, der meine Arbeit als genauso wichtig wie seine empfand. Ich glaube, dass das den Unterschied machte.« RBG

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